Martin Daum im November 2023

Jährliche Benzinpreiserhöhung zur Förderung der E-Mobilität?

In der Debatte um die Zukunft der deutschen Automobilindustrie und den Klimaschutz hat Martin Daum, Vorstandsmitglied bei Daimler Truck, einen ungewöhnlichen Vorstoß gewagt: Er plädiert für eine kontinuierliche Erhöhung der Benzinpreise. Sein Vorschlag lautet, den Preis pro Liter Benzin ab dem 1. Januar jedes Jahres um zehn Cent zu erhöhen – und das unbegrenzt. Mit dieser Maßnahme soll der Umstieg auf Elektrofahrzeuge beschleunigt werden.

Daum betont, dass eine stufenweise Erhöhung der Kraftstoffpreise langfristig dazu führen werde, dass vor allem Vielfahrer verstärkt auf Elektroautos umsteigen. In einem Interview im SWR-Podcast „Zur Sache intensiv“ erläuterte der 64-Jährige, dass die Auswirkungen der Preisanpassung in den ersten Jahren zwar gering sein dürften, doch langfristig würden die steigenden Kosten den Verbrennungsmotor für viele Autofahrer unattraktiv machen. Dies könnte einen wichtigen Impuls für die Elektromobilität in Deutschland setzen.

Dieser Vorschlag einer jährlichen Benzinpreiserhöhung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die deutsche Automobilindustrie mit stagnierenden Verkaufszahlen im Bereich der Elektrofahrzeuge zu kämpfen hat. Trotz intensiver politischer Maßnahmen und staatlicher Förderprogramme bleibt der Anteil von Elektroautos in Deutschland bei unter drei Prozent. Für den Daimler-Manager macht es jedoch wenig Sinn, den Absatz von E-Autos durch staatliche Prämien zu fördern.

Der Verkehrssektor, der weiterhin einen erheblichen Anteil an den CO2-Emissionen in Deutschland trägt, steht zunehmend unter Druck. Die EU droht mit hohen Strafzahlungen wegen zu hoher Emissionswerte, und das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 verstärkt den Handlungsdruck auf die Automobilbranche. Während Hersteller wie Volkswagen sich für eine Neuauflage der Elektroauto-Kaufprämie stark machen, lehnt Daum solche Ansätze ab und setzt stattdessen auf alternative Anreize, um die Transformation hin zur Elektromobilität zu beschleunigen.

Daum spricht sich klar dafür aus, staatliche Mittel verstärkt in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren. Im Fokus sollten Ladesäulen, Straßen und die Energieversorgung stehen, um die Elektromobilität langfristig zu stärken. Seiner Meinung nach sind Subventionen nur in der Anfangsphase neuer Technologien sinnvoll, während es nun um nachhaltige Lösungen gehen müsse.

Sein Vorschlag, den Benzinpreis jährlich zu erhöhen, wird jedoch voraussichtlich auf Widerstand stoßen. Daum selbst erkennt an, dass eine solche Maßnahme in der Bevölkerung unpopulär sein könnte. Trotzdem hält er diese schrittweise Preiserhöhung für eine effektive Methode, um die CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken und den Umstieg auf Elektroautos zu fördern.

Allerdings birgt der Plan auch Risiken. Für Pendler und Menschen mit geringerem Einkommen könnten die steigenden Kosten eine erhebliche Belastung darstellen. Hier stellt sich die Frage, wie sozialverträglich eine solche Maßnahme gestaltet werden kann, um breite Bevölkerungsschichten nicht zu überfordern. Zudem könnte ein höherer Benzinpreis nicht zwangsläufig zu mehr Elektroauto-Verkäufen führen – viele könnten stattdessen seltener Auto fahren oder auf effizientere Verbrennungsmotoren setzen.

Daum, der am Ende des Jahres nach 37 Jahren bei Daimler aus dem Vorstand ausscheidet, hat sich in der Branche einen Ruf als Verfechter des Klimaschutzes erarbeitet. Als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck führte er das Unternehmen erfolgreich durch die Abspaltung von der Daimler AG und den Börsengang. Für seine klaren, manchmal unbequemen Positionen wurde er intern als „Wanderprediger“ bezeichnet – eine Rolle, die er offenbar auch in der Klimadebatte fortführt.